Hernienzentrum
Die Versorgung von Bauchwandbrüchen, sog. Hernien, ist einer der häufigsten Eingriffe in der Viszeralchirurgie. Die Operationen von Hernien wie
Leistenbrüchen
Nabelbrüchen
Brüchen des Oberbauches
Brüchen im Bereich von Operationsnarben
oder Lücken im Zwerchfell
haben sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt und stellen hohe Ansprüche an die Chirurgie.
Wir bieten Ihnen an unseren beiden Standorten hier im Krankenhaus Agatharied, Abteilung für Allgemeine-, Viszeral-, Gefäß- und Endokrine Chirurgie, und im MVZ Holzkirchen eine hoch spezialisierte Versorgung mit modernsten und insbesondere minimal-invasiven Operationsverfahren. Die Eingriffe führen wir sowohl ambulant als auch stationär durch. Zu den individuellen operativen Möglichkeiten beraten wir Sie gerne persönlich.
Erfolgreich zertifiziert
Das Krankenhaus Agatharied verfügt über ein durch die Deutsche Herniengesellschaft zertifiziertes Hernien-Zentrum. Das bedeutet für unsere Patienten die Sicherheit einer exakten Diagnosestellung, die Erfahrung, das optimale OP-Verfahren für den Patienten auszuwählen sowie eine hohe Expertise der behandlenden Chirurgen.
International anerkannt
Seit vielen Jahren entwickeln wir die Hernienchirurgie bei uns am Zentrum auch durch eigene Forschungsarbeiten aktiv weiter und bieten somit stets eine Versorgung nach dem aktuellsten Stand der Wissenschaft. Unsere Forschungsergebnisse werden international anerkannt und wurden in nationalen und internationalen medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht.
Was ist ein Bauchwandbruch/Hernie?
Ein Bauchwandbruch ist eine Lücke in der Bauchdecke, durch die sich das Bauchfell sackartig nach außen vorwölbt und damit durch die Bauchwand „bricht“. Bauchfett oder im schlimmsten Falle Eingeweide, insbesondere Dünn- und Dickdarmanteile, können hineinrutschen, einklemmen und sogar absterben. Daher wird bei Bauchwandbrüchen generell empfohlen diese operativ zu verschließen. Da Bauchwandbrüche mit der Zeit immer größer werden und nicht spontan heilen, sollte die Operation möglichst bald erfolgen.
Leistenbruch, Schenkelbruch
Der Leistenbruch ist die häufigste Form der Bauchwandbrüche. Hierbei tritt die Bruchlücke im Bereich der Leiste auf. Männer haben aufgrund der anatomischen Gegebenheiten ein besonders hohes Risiko. Der Leistenkanal, in dem beim Mann der Samenstrang, sowie Nerven und Blutgefäße zum Hoden verlaufen, tritt hier durch die Bauchdecke und stellt damit eine vorgegebene Schwachstelle der Bauchwand dar.
Tritt ein Bruch unterhalb des Leistenbandes, in dem Bereich in dem die großen Blutgefäße den Bauchraum verlassen und auf der Innenseite des Oberschenkels das Bein hinunter ziehen auf, so wird er Schenkelbruch genannt. Diese Form des Bruchs ist vergleichsweise selten und tritt vorwiegend bei Frauen auf. Er ist mit einem hohen Risiko der Einklemmung („Inkarzeration“) verbunden und sollte deshalb immer operativ versorgt werden.
Symptome: In der Regel tritt eine Schwellung mit ziehenden Schmerzen auf. Allerdings hat jeder 3. Patient subjektiv keine Beschwerden. Wie bei jedem Bruch besteht das Risiko, dass sich Teile des Darms in der Bruchlücke einklemmen, dies kann bis zum Darmverschluss und damit Druchblutungsstörung des Darm und einer Bauchfellentzündung führen.
Therapieoptionen: Wir operieren sowohl minimal-invasiv (TAPP Technik) als auch klassisch offen (nach Shouldice und Lichtenstein). Bei der TAPP Technik (TransAbdominelle Präperitoneale Plastik) wird der Bruch minimal-invasiv über den Bauchraum von innen versorgt und zusätzlich mit einem Netz unterhalb des Bauchfells verstärkt, was einige Vorteile im Vergleich zu den klassischen offenen Verfahren bietet. Wir verwenden hierfür ein spezielles, aufwendig mit Titan beschichtetes und ultraleichtes Netz, das besonders körperverträglich ist.
Nabelbruch
Der Bauchnabel ist der Bereich in dem bei Säuglingen die Nabelschnur durch die Bauchwand tritt. Ähnlich wie beim Samenstrang ist auch dieser (ehemalige) Bauchwanddurchtritt eine vorgegebene Schwachstelle der Bauchwand. Entsprechend häufig können Bauchwandbrüche in diesem Bereich auftreten, welche dann als Nabelbrüche bezeichnet werden.
Symptome: Sind Teile des großen Bauchnetzes (Omentum) oder Dünndarm bzw. Dickdarmanteile im Bruchsack eingeklemmt, besteht ein lokalisierter Schmerz im Nabelbereich bei geschwollenem und gerötetem Nabel.
Therapieoptionen: Je nach Größe des Bruches wird ein alleiniges Nahtverfahren oder ein mit einen Kunststoffnetz verstärktes Verfahren angeboten. Während kleine Brüche zur Versorgung nur einen kleinen Schnitt im Bereich des Nabels benötigen, werden größere Nabelbrüche in unserem Zentrum minimal-invasiv über den Bauchraum von innen versorgt. Hier stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, zu denen wir Sie gerne beraten.
Narbenbruch
Nach jeder offenen Operation am Bauch werden die Bauchdecke und die Haut mit getrennten Nähten verschlossen. Während die Haut in der Regel in wenigen Tagen bis Wochen fest verheilt ist, kann es im Bereich der tiefen Narbe der Bauchwand in bis zu 20 Prozent der Fälle auch noch Jahre nach einer Operation zu Rissen und Löchern kommen. Jede Operationsnarbe der Bauchdecke stellt somit eine Schwachstelle dar.
Symptome: Solche Risse und Löcher der tiefen Bauchwand führen dann zu Vorwölbungen im Bereich der OP-Narbe, welche besonders beim Pressen und Husten sichtbar sind. Oft sind diese Vorwölbungen auch unangenehm oder verursachen Schmerzen.
Therapieoptionen: Gerade im Bereich der Narbenbruchoperationen hat es in den letzten Jahren erhebliche technische Fortschritte gegeben. In unserem Hernienzentrum bieten wir Ihnen die modernsten offenen und minimal-invasiven Operationsverfahren an. Bei sehr großen Narbenbrüchen kommen auch innovativste Verfahren wie die Konditionierung der Bauchdecke mit Botox und die intraoperative Faszienextension zum Einsatz.
Mittellinienbruch, Bauchwanderschlaffung
Die Rektusdiastase (Mittellinienbruch, Bauchwanderschlaffung) ist eine Sonderform der Bauchwandbrüche. Streng genommen handelt es sich hierbei gar nicht um einen „echten“ Bruch, sondern um ein Auseinanderweichen der rechten und linken („Sixpack“)-Muskelbäuche in der Mittellinie der geraden Bauchmuskulatur. Meistens tritt dies im Oberbauch auf. Bei Neugeborenen und bei schwangeren Frauen ist die Rektusdiastase physiologisch, also normal. Diese bildet sich dann in aller Regel beim Heranwachsen bzw. nach der Schwangerschaft schnell wieder zurück.
Symptome: Bei nicht schwangeren Erwachsenen kann eine Rektusdiastase zu Schmerzen (auch zu Rückenschmerzen) und kosmetischen Problemen führen, so dass vor Allem bei größeren Rektusdiastasen eine Operation sinnvoll sein kann. Das ist insbesondere der Fall, wenn zeitgleich weitere Bauchwandbrüche vorliegen.
Therapieoptionen: Ziel der Operation ist es die auseinandergewichenen Muskelbäuche wieder in der Mittellinie zu vereinigen und ggf. hier die zusätzlichen Brüche mit zu versorgen. Dies erfolgt im Normalfall mit einer zusätzlichen Verstärkung der Bauchdecke durch ein Kunsstoffnetz. Als operative Optionen stehen hier minimal-invasive, konventionell offene, aber auch kombinierte Verfahren zur Verfügung.
Zwerchfellbrüche
Zwerchfellbrüche sind „innere Brüche“, da sie von außen nicht sichtbar sind. Teile des Magens, seltener auch andere Organe „brechen“ durch das Zwerchfell aus dem unteren Bauchraum in den oberen Brustraum. Bei den meisten Brüchen stellt der Durchtritt der Speiseröhre durch das Zwerchfell die Schwachstelle dar.
Symptome: Initial bestehen meist nur unspezifische Symptome. Allerdings finden sich gehäuft Sodbrennen, Reizhusten, Schluckbeschwerden und ein Druckgefühl hinter dem Brustbein/auf Herzhöhe. Auch hier kann es zu einer Einklemmung kommen. Drück sich die Zwerchfellöffnung auf den hochgerutschten Magenabschnitt können sich hier Geschwüre (Ulzerationen) bilden. Auch kann es zu narbigen Veränderungen der Speiseröhre kommen, die die Nahrungsaufnahme erschwert.
Therapieoptionen: Diese Form der Hernien werden in unserem Zentrum fast ausschließlich minimal-invasiv versorgt. Im Fall von sehr großen Zwerchfellbrüchen kommen auch hier zur Verstärkung des Zwerchfells spezielle Kunststoffnetze zum Einsatz.
Wissenschaftliche Veröffentlichungen aus dem Hernienzentrum Agatharied
Wirth U, Saller ML, von Ahnen T, Köckerling F, Schardey HM, Schopf S. Long-term outcome and chronic pain in atraumatic fibrin glue versus staple fixation of extra light titanized meshes in laparoscopic inguinal hernia repair (TAPP): a single-center experience. Surg Endosc. 2020;34(5):1929-1938. doi:10.1007/s00464-019-06965-x
Wirth U, Saller ML, von Ahnen T, Köckerling F, Schardey HM, Schopf S. Ambulanter transabdomineller präperitonealer Leistenhernienverschluss (TAPP) – um welchen Preis? [Inguinal hernia repair in TAPP technique in a day-case surgery setting - at what price?]. Chirurg. 2017;88(9):792-798. doi:10.1007/s00104-017-0429-9
Schardey HM, Di Cerbo F, von Ahnen T, von Ahnen M, Schopf S. Delayed primary closure of contaminated abdominal wall defects with non-crosslinked porcine acellular dermal matrix compared with conventional staged repair: a retrospective study. J Med Case Rep. 2014;8:251. Published 2014 Jul 11. doi:10.1186/1752-1947-8-251
Schopf S, von Ahnen T, von Ahnen M, Schardey H. Chronic pain after laparoscopic transabdominal preperitoneal hernia repair: a randomized comparison of light and extralight titanized polypropylene mesh. World J Surg. 2011;35(2):302-310. doi:10.1007/s00268-010-0850-4